Das wahre "Afrika" beginnt in Namibia nördlich der sogeannten "red line", Veterinärzäunen zur Trennung von Nutztieren, die frei von Krankheiten sind zu solchen, die nicht frei sind von Krankheiten. Man passiert mit seinem Auto einen Grenzposten und fährt mit den Reifen durch einen Hygienestreifen. Der Transport von Fleisch und anderen tierischen Produkten ist hier ebenfalls nicht erlaubt.
Etwa 18% der Bevölkerung leben hier unterhalb der Armutsgrenze und das bekommt man auch bereits nach kurzer Zeit massiv zu sehen. Entlang der einzigen Hauptverkehrsachse kündigen sich die Städte schon weit vorher mit Kilometer langen notdürftigen Behausungen aus Wellblech und Holzlatten an, klassische Townships oder Slumgebiete. Ein Anblick, der unsere Kinder erstmal hat still werden lassen.
Dennoch gehört Namibia zu den wohlhabenderen Ländern Afrikas, dies zeigt sich auch durch die kostenfreie Schulpflicht bis 18 Jahre.
Auch landschaftlich verändert sich das Land im Norden. Der Caprivi-Streifen gehört zu den weniger besuchten Gegenden des Landes, dabei ist er sehr tierreich und durch mehrere Flüsse auch ganzjährig recht grün.
Entlang des Okavango sieht man viele ursprüngliche Siedlungen mit strohgedeckten Rundhütten. Frauen, die ihre Lasten auf dem Kopf mit Leichtigkeit tragen und die Wäsche am Okavango waschen; dem Fluss, der voll ist mit großen Krokodilen, wie wir auf einer kleinen Bootstour erfahren. Nicht selten werden Einheimische durch Krokodile getötet. Vornehmlich Frauen beim Waschen oder auch am Fluss spielende Kinder. Während wir noch besorgt sind wegen Malaria, lauern hier wesentlich größere Gefahren für die Menschen.
Im Übrigen haben wir bzgl. einer möglichen Malaria-Infektion lediglich eine Malaria-Prophylaxe (Malerone) in der Reiseapotheke mit dabei für den Fall, dass einer Symptome bekommt. Die trockenen Sommermonate sind aber auch diesbezüglich zu unserem Nutzen. Wir hatten noch nicht mal irgendwelche Stiche. Zudem sind die Lodges auch standardmäßig immer mit Moskitonetzen ausgestattet.
Wir haben in der Mobola Island Lodge in einem Selbstversorgungs-Bungalow übernachtet, bei einer jungen, deutschen Auswandererfamilie, die wahrhaft Großes vor Ort geschaffen hat. Die großzügigen Bungalows mit allem Komfort und schöner Terrasse sind liebevoll im afrikanischen Stil eingerichtet. Das Frühstück wurde uns morgens auf unsere private Terrasse gebracht, mit viel frischem Obst und selbst gebackenem Brot. Lecker!
Zu einer zur Anlage gehörenden vorgelagerten Sandinsel direkt am Fluss führt eine tolle Hängebrücke, auf der unsere Kinder einen riesen Spaß hatten. Bei zu großem Alkoholpegel könnte diese Hängebrücke dann vielleicht aber doch verheerend werden. Auf dieser privaten Insel hat der Besitzer eine coole Bar und gemütliche Sitzgelegenheiten an einer Feuerstelle geschaffen. Dort haben wir noch lange nach Sonnenuntergang mit Alexander und seiner Frau gesessen und die interessanten Geschichten vom Leben abseits der Zivilisation gehört.
Das benachbarte Dorf konnten wir am darauf folgenden Tag mit einem Einheimischen, einem Mitarbeiter von Alexander, besuchen. Der kurze Fußmarsch dorthin zeigte bereits, dass klassischerweise die Buschtoilette praktiziert wird; also Vorsicht, wo man hintritt. Jeder Familien-Clan hat seine Hütten rings herum mit Zäunen gegen Klapperschlangen und anderen Tieren gesichert.
Es gibt kein fließend Wasser oder Strom. Mit viel Überzeugungskraft durfte Alexander den Einheimischen einen Grundwasser-Brunnen anlegen, der nun auch gerne genutzt wird. Die Frauen haben dadurch einen kürzeren Weg zum Wasser holen und können sich so vor den lauernden Krokodilen im Fluss fern halten.
Hauptnahrungsmittel ist "Pap", welches aus Maismehl (bzw. Perlhirse), Wasser und Milch hergestellt und meistens aus der Hand gegessen wird. Es ist das traditionelle Grundnahrungsmittel in weiten Teilen Namibias. Pap wird morgens zubereitet und dient in der zunächst flüssigen Form als Hauptbestandteil des Frühstücks, wird bis zum Mittagsmahl aufgrund der Austrocknung fester und schließlich am Abend in sehr fester Konsistenz gegessen. Dazu wird abends, sofern vorhanden, Fleisch verzehrt. Bei unserem Besuch in der Siedlung wurde gerade das Maismehl im Mörser gestampft. Ich habe es auch mal versucht, es war richtig anstrengend.
Die Menschen halten sich tagsüber immer im Freien auf und ziehen sich nur nachts zum Schlafen oder bei starken Unwettern in ihre Lehmhütten zurück, die mit einem Dach aus Riedgras gedeckt sind. Das Riedgras holen die Männer vom nahen Fluss, den Lehm von Termitenhügeln graben sie tief aus der Erde. Dieser Lehm hält aber in der Regel nur wenige Jahre, dann muss die Hütte wieder neu aufgebaut werden.
Ich hatte unsere Jungs vor der Reise gebeten, einige entbehrbare Spielzeugautos zum Verschenken für die Kinder hier in Namibia rasuzusuchen. Diese haben wir dann auch vor Ort verschenkt. Die Kinder haben meist gar kein Spielzeug und sind für Alles dankbar.
Von der Lodge aus haben wir einen Tagesausflug zum Mahango Nationalpark unternommen. Dieser liegt auf der Westseite des Okavangoflusses (oder auch Kavango genannt) an der C48 in der Nähe der Popa-Fälle. Der Park ist sehr klein und hat eine Größe von nur 245 km². Trotzdem sind quasi alle bekannten Tiere hier vertreten.
Große Herden von Elefanten und Büffeln können beobachtet werden, auch Flusspferde und große Krokodile gibt es zur Genüge. Es kommen fast alle Antilopen des nordöstlichen Namibias im Park vor, darunter viele Antilopenarten wie Rappen- und Pferdeantilope, Rietbock, Buschbock, Wasserbock, Tssessebe, die man sonst nur selten sehen kann. Ebenso gibt es Giraffen, Zebras, Kudus und Impalas. Raubtiere, die im Park vorkommen, sind Leoparden, Hyänen und Löwen. Durch die großen Überflutungsflächen und Rietinseln ist der Mahango Park ein wahres Vogelparadies.
Unser Interesse galt den Flusspferden, die wir bis dato noch nicht gesehen hatten. Allein im Fluss konnten wir eine riesige Herde beobachten, später marschierte auch eines ganz nah an unserem Auto vorbei.
Die Popa Falls sind Stromschnellen und liegen an der Grenze der Kavango-Ost- und Sambesi-Region, einige Kilometer südlich der Brücke der Trans-Caprivi-Fernstraße über den Okavango. Die Wasserfälle haben eine Fallhöhe von maximal vier Metern, die durch einen Felsriegel aus Quarzit verursacht wird, der hier den Okavango auf der gesamten Breite von über einem Kilometer sperrt. Als wir zur Trockenzeit dort waren, war das Schauspiel nicht ganz so beeindruckend, der Felsriegel lag weitgehend frei.