Welcome to Jordan! Mit diesem freundlichen Gruß wurden wir bei jeder Gelegenheit von den stets gut gelaunten Einheimischen freudestrahlend begrüßt.
Motiviert starteten wir morgens um 6 Uhr unsere Wandertour durch die beeindruckende Felslandschaft zu den sagenumwobenen Felsentempeln. Wir hatten uns am Abend zuvor an der Hauptkasse einen Fahrer organisiert, der uns zum anderen Ende der Schlucht über teils extrem felsige Wege brachte (Fahrzeit etwa eine halbe Stunde), von wo aus unsere 1,5 stündige Wanderung Richtung dem Felsentempel Ad Deir, zu deutsch "Kloster", startete.
Morgens war es noch recht frisch (im Januar), so dass man eine leichte Jacke benötigte. Der Weg ist gut erkennbar und mit festem Schuhwerk, wie beispielsweise Turnschuhen, gut machbar. Der Wanderweg ist manchmal grenzwertig schmal, aber deshalb umso cooler und mehr als empfehlenswert.
Die Stufe zur Eingangspforte ist etwa 2m hoch
Das Ad Deir liegt nicht versteckt, sondern hoch am Berg und beeindruckt nicht zuletzt durch seine Größe von 39 Metern und einer Breite von 47 Metern. Es wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus erbaut und diente, anders als der heutige Name vermuten lässt, zu Beginn nicht als Kloster. Ad Deir war wohl auch nicht als Grabanlage gedacht. 2004 wurden zwei von Geröll verschüttete Steinbänke entlang der Saalwände entdeckt. Diese lassen vermuten, dass Ad Deir als Mausoleum eines Herrschers gedient hat. Wegen seines schlichten, aber monumentalen Stils und seiner einsamen Lage zählt das Ad Deir zu den beeindruckendsten Werken nabatäischer Baukunst.
Worte können dem überwältigenden Ort nicht wirklich gerecht werden. Archäologen nennen Petra oft das Achte Weltwunder der Antike. Vermutlich zu Recht. Wenn man nach Petra kommt, ist man dermaßen beeindruckt und überwältigt, dass man möglichst viel davon ansehen und darüber erfahren möchte. Das bedeutet aber vor allem: laufen, laufen, laufen. Ab hier ging es für uns erstmal treppab ins Tal. Das ist der große Vorteil, die Wanderung von hinten zu beginnen. Man kommt von der Anhöhe und steigt die endlos vielen Treppen ab dem "Kloster" hinab ins Tal für die weiteren Sehenswürdigkeiten. Zudem geht man die vielen Kilometer nur one way.
Fassadenstraße
Das römische Amphittheater
Petra liegt versteckt und gut geschützt zwischen schroffen Felswänden. Der Ort ist nur über einen schmalen Gebirgspfad von Nordwesten zugänglich (entsprechend unserer Wanderung) oder von Osten her durch eine etwa 1,5 Kilometer lange und etwa 70 Meter tiefe Felsschlucht, den Siq (dt. Schlucht), der an seiner engsten Stelle nur 2 Meter breit ist.
Plötzlich standen wir vor dem Schatzhaus (Khazne al-Firaun), das wohl berühmteste Bauwerk Petras mit fast 40 Meter Höhe und 25 Meter Breite. Es wurde möglicherweise für den Nabatäerkönig Aretas IV. angelegt, der im 1. Jh. v. Chr. regierte. Andere Forscher datieren das Bauwerk erst ins 2. Jh. n. Chr., in die Zeit des Kaisers Hadrian.
Durch unseren frühen Beginn der Wandertour erreichten wir das Schatzhaus zur richtigen Tageszeit am frühen Morgen gegen 9 Uhr, mit einem besonders schönen Sonnenstand. Durch das enge Tal ist dieser Zustand nicht lange gegeben. Je nach Sonneneinwirkung wirken die Farben des Monuments und Felsen mehr oder weniger rötlich, fast magisch.
Beeindruckend ist auch, dass Petra in der Antike über eine sichere Wasserversorgung verfügte. Brauch- und Trinkwasser wurden über in den Fels gemeißelte Aquädukte in die Stadt geleitet (s. Foto oben rechts). Ein hoch komplexes Wasserversorgungssystem mit mehr als 200 Zisternen, gespeist aus allen bekannten Wasserquellen im Umkreis von mehr als 25 Kilometern um die Stadt.
Kaum vorstellbar, wie die Stadt einmal voller Leben war. Mit gepflasterten Straßen, Terrassen für Landwirtschaft, Tempeln und einem großen Theater. Nachdem Petra durch die Umlegung der Handelsroute an Bedeutung verloren hatte, verließen nach und nach die Bewohner die Stadt, ehe Petra dann im 14. Jh. in Vergessenheit geriet. 1812 entdeckte der Schweizer Johann Ludwig Burckhardt die Felsenstadt wieder. Petra gilt heute als eine der größten Sehenswürdigkeiten des Nahen Ostens.
Um Petra touristisch besser nutzen zu können, siedelte die jordanische Regierung zwischen 1968 und 1985 die Beduinen vom Stamm der B'doul zwangsweise um, zu deren Gebiet Petra gehört. Sie hatten die kühlen, schattenspendenden Grabbauten bis dahin als Wohnungen genutzt. Heute wohnen die B'doul in den umliegenden Dörfern, vor allem in Wadi Musa. Ein Großteil von ihnen lebt vom Petra-Tourismus, zum Beispiel als Fremdenführer. Einige ihrer ehemaligen Felswohnungen nutzen sie weiterhin als Souvenirläden. Why not shop? |
Vom offiziellen Eingang kann man lediglich die rund 1,5 km bis zum Schatzhaus mit der Kutsche zurück legen. Ab da geht es nur noch zu Fuß oder per Esel weiter. Die einzelne Kutschfahrt liegt bei etwa 20,- € und wird vielfach genutzt. Mit einem waghalsigen Tempo werden die Pferdewagen von meist jungen Fahrern bei Höchstgeschwindigkeiten durch die enge Schlucht getrieben. Jede Fahrt bedeutet ein zusätzlicher Verdienst. Lauthals werden Touristen durch Warnrufe angehalten, zu ihrer eigenen Sicherheit schnell genug zur Seite zu springen. Und das sollte man auch defintiv tun. |
Das Ticket für einen Tagesbesuch in Petra kostet 50 JOD (ca. 63 Euro). Empfehlenswert ist der Jordan Pass. Er kostet 70 JOD und beinhaltet nicht nur den Eintritt von Petra, sondern auch die Einreisegebühren von 40 JOD für dein Visum. Dazu sind noch über 40 weitere Sehenswürdigkeiten in Jordanien im Pass inkludiert, so auch das Wadi Rum. Für Kinder unter 12 Jahren ist der Besuch kostenlos.
Das Besucherzentrum öffnet im Sommer täglich von 6 - 18 Uhr und von 6 bis 16 Uhr im Winter.
Petra by night - findet dreimal die Woche statt, und zwar Montag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 20:30 bis 22:30 Uhr. Erwachsene zahlen 17 JOD (etwa 20,- €), Kinder unter 10 Jahren sind kostenfrei.
Geworben wird mit einer modernen Licht- und Sound-Show. Man darf sich hiervon nicht allzu viel versprechen, aber uns hat es gut gefallen. Der 1,5 km lange Weg zum Schatzhaus ist gesäumt mit hunderten von Fackeln und Kerzenlicht, ebenso der Platz vor dem Monument selber. Dieses wird in verschiedenen Farben abwechselnd angestrahlt, was wirklich wunderschön ist. Alle können auf bereitgelegten Teppichen auf dem Boden Platz nehmen und dem Programm aus Flötenspiel und Bedouinischen Geschichten über Nabatäische Zeiten lauschen. Dazu wird traditionell Tee gereicht.