Gerade mal 4 Flugstunden entfernt (als Direktflug vom Airport Köln-Bonn) für weniger als 100,- € für den Hin- und Rückflug und es eröffnet sich eine völlig neue Welt. Die beste Reisezeit für diese etwa 3.000 km gen Süden entfernte Stadt liegt in unserem Frühjahr oder Herbst. Wir waren im Januar 2018 dort (diesmal ohne Kinder) und konnten bei sonnigen 20-25°C der Tristesse unseres trüben Winters entfliehen. Der Flughafen ist recht modern und die Einreise schnell und unkompliziert. Für die kurze Wegstrecke zu unserer Unterkunft in der berühmten Medina, der Altstadt von Marrakesch, haben wir ein Taxi genommen. Die Medina selber ist autofrei. Unser Taxifahrer hatte uns aber möglichst nah ran gefahren und dann sogar den verwundenen Weg zum Riad noch geführt.
Marrakesch bedeutet in der Sprache der Berber „Das Land Gottes“. Dies trifft es schon ganz gut, kommt man sich doch unmittelbar vor wie in 1001 Nacht. Unterstreicht wird dies durch die Vielzahl an traumhaften Riads, einem marokkanischen Haus oder Palast mit einem Innenhof bzw. inneren Garten. Der Begriff kommt vom arabischen Wort für Garten, riyāḍ.
Wir haben im Riad des Eaux et Spa inmitten einer der engen, verwinkelten Gassen der Medina übernachtet. Mit der landestypischen Gastfreundschaft und Gelassenheit wurden wir erstmal auf einen mit frischen Pfefferminzblättern aufgebrühten Tee eingeladen, bevor wir in unsere traumhaften Gemächer geführt wurden. Ganz im marrokanischen Stil mit großzügigen Sitzgelegenheiten, einem kleinen Spa am Fuße des Bettes und einem von der privaten Dachterrasse aus überwältigendem Blick auf die gesamte Altstadt. |
Unsere Erkundungstour begann natürlich auf dem Djemaa el Fna, auch bekannt unter dem Namen Gauklerplatz. Hier spielt sich im wahrsten Sinne alles ab, es ist einer der beliebtesten Treffpunkte in Marrakesch – sei es tagsüber oder zur späten Abendstunde. Doch gerade am Abend herrscht hier wildes Treiben.
Künstler und Musiker, Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer und typisch marokkanische Händler, die ihre kulinarischen Spezialitäten anbieten, prägen hier das Bild und sorgen für echtes orientalisches Flair. Ein Besuch des zentralen Marktplatzes ist ein einzigartiges Erlebnis – und definitiv ein Muss für jeden Marrakesch-Touristen. Die vielen Food-Trucks kann man bedenkenlos empfehlen. Da hier nur schlecht Englisch gesprochen wird, haben wir einfach auf alles gezeigt, was uns vermeintlich schmeckt und quer Beet bestellt. Es war alles sehr lecker. Grundsätzlich kommt man mit Englisch in Marokko gut durch, Französisch Kenntnisse erleichtern natürlich das Reisen.
Marrakesch ist die wohl farbenprächtigste Stadt. In den sogenannten "Souks", den Basargassen, wird man von den verschiedensten Eindrücken nahezu überhäuft: Einzigartige Kunstwerke aus Holz, Keramik und Kupfer, lauter bunt gemusterte Stoffe, Gewürzpyramiden und die typischen Mosaiklampen sorgen für einen ganz besonderen Charme.
Da hatten wir doch inmitten der turbulenten Gassen tatsächlich geglaubt, Johnny Depp gesehen zu haben. Oder war er`s vielleicht tatsächlich?
Der Vielfalt der hier gepriesenen Gewürze kann man sich nur schwer entziehen. Begeistert haben auch wir uns mit vielen neuen orientalischen Gewürzmischungen, Bimssteinen und Crystal Mint (gegen Erkältungen) eingedeckt. Natürlich bekamen wir auch hier erstmal einen Minz-Tee offeriert.
Durch die Altstadt von Marrakesch sollte man sich einfach treiben lassen, um jede Ecke herum gibt es wieder neue faszinierende Dinge zu entdecken. Dabei kann man zwar schon mal die Orientierung verlieren, aber früher oder später findet man wieder seinen Weg.
Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind die Tombeaux Saadiens, die Saadier-Gräber, welche von 1557 bis 1664 den Saadiern als wichtigste Begräbnisstätte dienten. Sie gehören wie die gesamte Innenstadt Marrakeschs zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Saadier waren eine muslimische Dynastie, die von 1549 bis 1664 über das heutige Marokko herrschte. Besonders sehenswert ist hier der als "Saal der zwölf Säulen" bekannte, prunkvoll ausgestattete mittlere Raum mit einer großen Kuppel aus fein geschnitztem Zedernholz, die an ihren Ecken von je drei Säulen aus Carrera-Marmor getragen wird.
Nicht weit hiervon entfernt liegt der Palast von Bahia - der Palast des Schönen. Es ist eines der Meisterwerke der marokkanischen Architektur. Bis heute ist der Palast für Besucher, für Konzerte der arabisch-andalusischen Musik sowie für Kunstaustellungen geöffnet.
Wir haben einen kleinen Eintritt von 10 Dirham (etwa 2,50 €) gezahlt. Es ist ein wundervolles Areal mit einem einladenden Innenhof und den landestypischen, bezaubernden Fliesenarbeiten. Ein privater Teil ist nicht zugänglich für die Öffentlichkeit, hier verweilt die marokkanische Königsfamilie von König Mohammed VI manchmal.
Nach zwei Nächten in Marrakesch selber, haben wir uns in der Neustadt einen Mietwagen genommen und auf den Weg über das Atlas-Gebirge Richtung Ait-Ben Haddou gemacht, der berühmten Oasen- und Filmstadt etwa 180 km südöstlich non Marrakesch. Ait-Ben-Haddou liegt an einem Berghang in 1300 m Höhe am Ufer des meist ausgetrockneten Flusses Asif Mellah an der ehemaligen Karawanenroute durch die Sahara zwischen Timbuktu und Marrakesch.
Der Weg durch das Atlasgebirge führt zunächst auf der gut ausgebauten N9 durch wenig besiedeltes Land. Eine Toilette wird man hier vergebens suchen. Da wir auf dem Weg noch eine weitere bekannte Kasbah besuchen wollten, führte uns der Weg über eine Gravelroad (Sand-Stein-Piste) weiter. Wie konnte es auch anders sein, nachdem wir die wirklich beeindruckende Kasbah Telouet besichtigt hatten, wurde ich von einem freundlichen Einheimischen darauf hingewiesen, dass wir einen platten Reifen haben. Wir sind nicht gerade geübt in diesen Dingen, aber mit der freundlichen Hilfe des Mannes war der Ersatzreifen schnell gewechselt. Auch er schien dies allerdings noch nicht oft gemacht zu haben. Wir haben ihm als Dank etwas Geld in die Hand gedrückt und er hat sich sehr darüber gefreut.
Fast wie aus einer anderen Zeit wirkt Ait Ben Haddou, dessen alter Ortskern seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die ineinander verschachtelten würfelförmigen Wohnburgen scheinen fast mit den Hängen, an denen sie errichtet sind, zu verschmelzen. Der sich vor der Siedlung entlang schlängelnde Fluss mit seinen palmenbestandenen Ufern rundet die eindrucksvolle Szenerie ab. Ait-Ben-Haddou ist einer der ganz wenigen noch halbwegs gut erhaltenen Lehmbausiedlungen in Südmarokko.
Der Name des Dorfes leitet sich ab von dem Clan der Ben Haddou, der im elften Jahrhundert den Handel auf der Karawanenstraße zwischen Marrakesch und Timbuktu kontrollierte. Zeitweilig sollen bis zu 1000 Menschen hier gelebt haben. Die kleinen Burgen dienten als Festung, Wohnstätte, Lagerhaus und Arbeitsplatz in einem. Heute leben die meisten Einwohner in einem modernen Dorf, welches auf der gegenüberliegenden Flussseite neu errichtet wurde. Nur noch 8 Familien leben im alten Ort.
Die Einzigartigkeit dieses Ortes durfte schon oft als Filmkulisse herhalten und war Drehort für mehr als 20 bekannte Filme, darunter Lawrance von Arabien, Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil, Die Mumie, Alexander, Prince of Persia und der Gladiator. Stolz hängen die Anwohner Fotos von den Dreharbeiten aus. Auch einige Szenen der beliebten Serie Game of Thrones wurden hier gedreht.
Auf dem Rückweg machen wir Halt bei Hassan und seinem Sohn, deren Imbiss wir bereits auf dem Hinweg gesehen hatten. Hier wird Tajine frisch zubereitet. Das Besondere hieran ist, dass alle Zutaten des Gerichts (Fleisch und Gemüse) gemeinsam im Topf garen. Und bei den langen Garzeiten braucht man auch keine Bedenken wegen Bakterien o.Ä. zu haben. Dazu genießen wir die frisch gepressten Orangensäfte.