Das kleine Land hat uns mit seiner unglaublichen Vielfalt positiv überrascht - von großen Städten mit ihrer noch erhaltenen Kolonialarchitektur bis zu den Vulkanen im Gebirgszug der Anden, im Westen die endlose Küstenlinie und im Osten der Amazonas. Ecuador lässt sich unkompliziert bereisen, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Und dennoch hat sich das Land seine Ursprünglichkeit bewahrt
Nach unserer unbeschreiblichen Zeit auf den Galapagos-Inseln, begann unsere 10-tägige Tour auf dem Festland in der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt, in Quito. Auf der berühmten Pan Americana ging es weiter zum Cotopaxi Nationalpark und dann über den hippen Badeort Baños de Agua Santa hinunter zum Amazonas-Gebiet nach Tena.
Quito ist mit 2.850 Höhenmetern die höchstgelegene Hauptstadt der Welt und liegt direkt am Äquator. Eingebettet in den Bergen der Anden in einem breiten Tal zählt Quito etwa 2,6 Millionen Einwohner und ist damit nach Guayaquil die zweitgrößte Stadt des Landes.
Buntes Treiben an den zahlreichen Straßenständen
Quito wird auch als Stadt des ewigen Frühlings bezeichnet. Durch die Höhenlage und die Äquatornähe hat man ein durchgehend gemäßigtes Klima ohne große Schwankungen. Die Temperaturen liegen am Tag oft zwischen 18 und 21° Celsius und gehen nachts nicht unter 7° Celsius. Von September bis November und Januar bis April herrscht in Quito Regenzeit, die Temperaturunterschiede zum Rest des Jahres sind gering, aber es regnet mehr. Wobei es auch nicht täglich regnet und oft kurze, aber starke Schauer auftreten, danach kann schnell die Sonne wieder scheinen. Durch die Äquatornähe sind die Tage in Ecuador allgemein sehr kurz. Die Sonne geht gegen 6 Uhr auf und etwa 18 Uhr wieder unter. Und das an 365 Tagen im Jahr.
Der Plaza Grande in der Altstadt Quitos
Das Historische Zentrum von Quito stammt aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert und ist mit seinen vielen Kirchen und Kolonialgebäuden besonders sehenswert. 1978 wurde die Altstadt deshalb auch zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Den Mittelpunkt bildet der Plaza Grande. Hier kommen Bürger Quitos her, um den Tag zu verbringen, umrahmt vom Präsidentenpalast, Rathaus, der Cathedral Metropolitana Quito und dem Palacio Arzobispal. Ringsherum findet man in den Straßen noch viele weitere schöne Gebäude. Ergänzt durch die vielen wunderschönen Kolonialbauten im Historischen Zentrum bietet Quito ein sehr schönes Stadtbild.
Plaza Grande Hotel
Wir sind entspannt durch die Altstadt geschlendert und haben das quirlige Leben und die dennoch entspannte Atmosphäre auf uns wirken lassen. Unsicher haben wir uns zu keinem Zeitpunkt gefühlt. Die Einheimischen sind zurückhaltend, aber sehr freundlich.
Frittiertes Essen ist besonders beliebt.
Ebenfalls sehenswert ist der Plaza de San Francisco mit der gleichnamigen Basilica, die aus dem 16. Jahrhundert stammt und tatsächlich das größte barocke Bauwerk des kolonialen Lateinamerika ist.
St. Francisco Kirche (links) und Blick auf den Hügel El Panecillo mit der Jungfrauen-Statue (rechts)
Mitado del Mundo, die Mitte der Welt
"Mitado del Mundo", also die „Die Mitte der Welt“ wird das Äquatormonument in San Antonio de Pichincha bezeichnet, dass etwa 23 Kilometer nördlich von Quitos Altstadt liegt. 1736 hat hier Charles Marie de la Condamine mit einer französischen Expedition die genaue Position des Äquators bestimmt. Der wahre Äquator liegt gemäß heutigem GPS 240 m weiter nördlich.
Die gelbe Linie stellt die Äquatorlinie dar.
Das Zentrum des 30 Meter hohen Monuments ist eine große Erdkugel auf einem Monolithen. Man kann auch hinaufsteigen und die ganze Anlage von oben betrachten. Die Seiten zeigen die vier Himmelsrichtungen und eine gelbe Linie stellt die Äquatorlinie dar.
Das Monument Ciudad Mitad del Mundo kostet 5 US-Dollar Eintritt pro Person und kann dann auf eigene Faust erkundet werden. Ein großer Parkplatz vor der Anlage für pauschal 5 US-Dollar ist vorhanden.
Auf der Pan Americana geht es nun Richtung Cotopaxi. Besonders spektakulär sieht diese berühmte Straße nicht aus, fast ein wenig enttäuschend. Aber die mehrspurige Autobahn ist in einem sehr guten Zustand und lässt sich gut befahren. Tanken ist erfreulich günstig mit 1,75 USD/Gallone (etwa 0,40 €/l). Ideal gelegen für Ausflüge sowohl zum Nationalpark Cotopaxi als auch zum Kratersee von Quilotoa liegt die Hacienda Cuello de Luna etwa 60 km südlich von Quito auf 3.125 m.ü.NN, betrieben von einem Schweizer. Dem aufgrund der Höhe meist kühlen Wetter wird - zusätzlich zur Heizung - mit einem gemütlichen Kamin und Heizdecken auf den Betten erwidert. |
Für uns steht zunächst der traditionelle Markt in Pujili auf dem Programm. Touristen verschlägt es hierhin eher selten. Hier wird alles angeboten von Obst und Gemüse bis hin zu Tieren aller Art, einschließlich des hier so beliebten Meerschweinchens.
Hühner, Hasen und auch Meerschweinchen werden hier angeboten
buntes Treiben auf dem Markt
Als Touristen fallen wir ohnehin schon auf. Aber die Einheimischen sind unglaublich klein, so dass wir sie mit mindestens einem Kopf Körpergröße überragen. |
Unsere Fahrt geht weiter durch die Anden und verschiedene Vegetationszonen. Unser Ziel ist der Quilotoa-Kratersee auf 3.880 m Höhe.
Blick in das weite Tal der Anden
Der Quilotoa-Kratersee liegt im westlichsten Vulkan Ecuadors, entstanden nach einem gewaltigen Vulkanausbruch. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das im Jahre 1280 gewesen sein muss. Eine Umrundung des Kratersees den Grat entlang (bei einem Durchmesser von drei Kilometern) dauert etwa 6 Stunden.
Die Quilotoa Lagune ist zu Recht eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Ecuador, sicher auch weil sie mit ihrem türkis-blauen Wasser sehr fotogen ist.
Blick auf den Cotopaxi Vulkan und die José-Ribas-Schutzhütte
Ein weiteres Highlight in Ecuador ist der Cotopaxi Nationalpark mit gleichnamigem Vulkan, welcher zu den höchsten aktiven Vulkanen der Welt gehört und zudem Ecuadors zweithöchster Vulkan (5.897 m) ist. Obwohl noch aktiv, ist er der am häufigsten bestiegene Berg des Landes und der meistbesuchte Gipfel Südamerikas. Er gehört zur "Allee der Vulkane" in den östlichen Anden.
Bis auf eie Höhe von 4.658 m kann man mit dem Auto hoch fahren, wobei sowohl Mensch als auch Auto diese Höhe schnell zu spüren bekommen. Das Auto wird deutlich langsamer und müht sich hoch, bei uns steigt der Druck im Kopf und drückt auf die Ohren, zudem wird die Atmung zunehmend schwieriger. Angekommen auf dem Parkplatz etwa 200 Höhenmeter unterhalb der José-Ribas-Schutzhütte finden wir leichten Schneeregen und mäßigen Wind bei knapp 0°C vor. Selbst das Aussteigen aus dem Auto kostet Überwindung.
Für die Wanderung zur Schutzhütte sind wir kleidungstechnisch nicht ausgerüstet; Winterjacke, Mütze, Handschuhe und insbesondere festes Schuhwerk sind erforderlich. Da wir in diesem Urlaub grundsätzlich auf Badeurlaub ausgerichtet sind, haben wir das garnicht dabei.
Der Aufstieg zur Schutzhütte ist auch nicht zu unterschätzen, zumal die Luft sehr dünn ist und jede Anstrengung doppelt merkbar. In der Schutzhütte können Touristen übernachten, von wo aus der Aufstieg kurz nach Mitternacht losgeht. Geübte und akklimatisierte Bergsteiger benötigen für den Aufstieg auf der Normalroute zwischen sechs und acht Stunden.
Auf dem Weg zum Amazonas-Gebiet führt der Weg über den beliebten Wallfahrtsort Baños, welcher mit einer Höhe von 1.800 m deutlich tropischer und wärmer ist. Baños de Agua Santa, wie der Ort richtig heißt, ist eine kleine Stadt südlich von Quito. Sie ist vor allem bekannt für ihre Thermalquellen und Wasserfälle. Für uns war dies lediglich ein kurzer Zwischenstopp.
Blick ins Zentrum von Baños
Dank seines milden Klimas und der günstigen Preise sowie der zahlreichen Outdoor-Aktivitäten sind hier viele Bachpacker zu finden. Egal ob Rafting, Mountainbiking, Canyoning, Bungee-Jumping oder Ziplining, in Baños sind die Möglichkeiten für Spaß und Action nahezu endlos.
Die vielen Höhendifferenzen von Meeresspiegel auf über 4.000 Meter sowie die Temperaturunterschiede von über 30°C zu knapp über 0°C haben dem ein oder anderen stark zugesetzt, sei es mit Kopfschmerzen, Mittelohrentzündung oder Magen-Darm-Beschwerden. Trotz umfassender Reiseapotheke freuen wir uns alle auf einige Tage Entspannung in der Tagua Lodge (Provinz Napo) mitten im tropischen Regenwald mit Durchschnittstemperaturen um die 25°C.
wunderschöne Unterkunft zum Entspannen
Am Rio Napo, als Nebenfluss des Amazonas, werden von den Einheimischen diverse Ausflüge angeboten. Wir haben von Misahualli aus beispielsweise eine Tour zur Communidad der Kichwa gemacht, also ein indigenes Dorf besucht. Für 30 USD ging es mit unserem Guide Franklin im typischen Holzboot in sein Dorf mit etwa 135 Einwohnern. Er hat uns mit seinen mäßigen Englisch- und unseren rudimentären Spanisch-Kenntnissen viel zu deren Lebensgewohnheiten erzählt. Die Kichwa leben, so wie auch andere indigene Stämme, autark von der Außenwelt. Geld wird ausschließlich durch diese touristischen Touren eingenommen und fließt in die Gemeinschaftskasse ein. |
Ihre Bräuche und Traditionen haben sie über Jahrhunderte hinweg bewahrt und führen bis heute einen einfachen, traditionellen Lebensstil. Wobei die Einflüsse der modernen Gesellschaft auch hier zu finden sind.
In der Gegend kann man zahlreiche Wasserfälle erkunden, und so machen wir uns am Nachmittag auf zu einem in unserer Nähe (auf der Via Misahualli Richtung Misahualli). Der Wasserfall befindet sich auf Privatgelände, wo eine Eintrittsgebühr von 2 USD/Person erhoben wird. Die Zuwegung zum Wasserfall selber ist allerdings nicht im geringsten hergestellt, sondern schlängelt sich mal am Flusslauf entlang, mal mitten im Hang oder durch den Urwald. Aufgrund der immer wieder auftretenden Regenfälle ist dieser Weg teilweise so rutschig und gefährlich, dass wir auf halber Strecke aufhören. Aber auch hier sind so viele schöne Badegelegenheiten, wo wir meist ganz für uns allein die Erfrischung im kristallklaren Wasser genießen können. Herrlich! |
Badenvergnügen im tropischen Paradies
Auf einer anderen Tour auf dem Rio Napo besuchen wir ein weiteres Dorf von Indigenen, welches eine Caiman-Lagune besitzt. Unser Guide Xavier lockt die Kaimane mit frischem Fleisch an. Trotz ihrer Größe von gerade mal 2 Metern, ist diese Vorführung enorm beeindruckend, auch wenn nicht gerade im Sinne des Tierschutzes.